Trockene und sekundäre Ertrinkungsunfälle: Was ist dran am Mythos?

Ihr Lieben, immer wieder werden Eltern durch Medienberichte verunsichert, in denen von „trockenem Ertrinken“ oder „sekundärem Ertrinken“ gesprochen wird – manchmal sogar Tage nach dem Schwimmen. Aber: Diese Begriffe führen oft zu unnötiger Angst.
Was ist überhaupt „trockenes“ oder „sekundäres“ Ertrinken?
In der medizinischen Fachsprache existieren die Begriffe „trockenes Ertrinken“ oder „sekundäres Ertrinken“ nicht offiziell. Stattdessen sprechen Fachleute von Ertrinkungsprozessen mit verzögerten Symptomen, z. B. durch eine sogenannte „beinahe Ertrinkung“ oder eine Atemwegseinengung durch Wasseraspiration.
Was passiert bei trockenem Ertrinken?
Trockenes Ertrinken meint, dass beim Untertauchen ein Stimmlippenkrampf (Laryngospasmus) auftritt, wodurch kein Wasser in die Lunge gelangt, aber auch keine Luft. Das passiert fast immer sofort und nicht erst Stunden später.
Sekundäres Ertrinken meint eine Wasseraspiration - also das Einatmen kleiner Mengen Wasser - die zu einer Entzündungsreaktion oder einem Lungenödem führen kann. Solche Symptome treten in der Regel innerhalb der ersten Stunden nach dem Vorfall auf.
Was sagen die wissenschaftlichen Daten?
Diese Art von Komplikation ist extrem selten: Studien zeigen, dass auf über 100.000 Wasserunfälle weniger als 1 Fall einer verzögert auftretenden schweren Komplikation kommt.
Wenn ein Kind nach dem Baden normal spielt, isst, spricht und keine Beschwerden hat, ist ein gefährlicher Verlauf praktisch ausgeschlossen.
Laut der American Academy of Pediatrics (AAP) und der DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) ist „sekundäres Ertrinken“ kein medizinisch anerkannter Begriff und soll nicht zur Verunsicherung beitragen.
Worauf sollten Eltern beim sekundären Ertrinken achten?
Eltern sollten aufmerksam werden, wenn direkt nach einem Badeunfall eines der folgenden Symptome auftritt:
- Starke und anhaltende Hustenanfälle
- Atemnot oder Röcheln
- Blässe oder Blauverfärbung
- Außergewöhnliche Müdigkeit, Teilnahmslosigkeit
- Verwirrtheit oder Erbrechen
- Dann ist ein Arztbesuch sinnvoll – am besten direkt.
Fazit: Keine Panik
Nach dem Baden oder einem kurzen Untertauchen ist es normal, dass Kinder mal husten oder müde sind. Solange sie danach unauffällig sind, gibt es keinen Grund zur Sorge.
Vertraut auf euer Bauchgefühl und informiert euch lieber bei medizinischen Quellen als bei dramatisierenden Schlagzeilen. Die Begriffe „trockenes Ertrinken“ und „sekundäres Ertrinken“ gehören nicht dazu.